FREMO in Hotteln hat eine jahrelange Tradition. Gemeinsam mit den Vorläufertreffen in Müllingen gehören die Treffen, die Martin Meiburg organisiert, für mich zu den schönsten des Jahres. Nicht nur wegen des meist "bombigen Sommerwetters". Die Stimmung ist gut, es wird nicht getrödelt, es geht ohne Umschweife an die (zweit) schönste Nebensache der Welt: FREMO-Betrieb!
Zum Arrangement und Betrieb schrieb Martin Meiburg im Vorfeld des Treffens:
Aufgebaut wird die Strecke Ostende (Ond) - Bodmich (Bdm) - Steinhorst (Sth) - Mühlenrade (Mrd) - Hornhausen (Hhn) - Audorf (Röder) (Adf) - Übergang Schmalspurnetz mit den Betriebsstellen Arnstedt, Davidsthal, Dettingshausen und Melaune. Wie im letzten Jahr wollen wir reine Epochenfahrpläne fahren (IV, III), wobei mindestens die Triebfahrzeuge und die Personenzuggarnituren auf die Epoche abgestimmt sind, sowie die Güterzüge aus typischen Wagen gebildet werden sollen, (freilich ohne das allzu streng zu sehen!)
Zum Spielkonzept: die Strecke Ostende - Audorf (Röder) stellt das Ende einer Strecke in einer von gemischtem Gewerbe geprägter Gegend dar. Das Frachtaufkommen wird sowohl durch mittelständische Industrie in Bodmich, Mühlenrade und Audorf (Röder), als auch durch typisch "ländliche" Waren bestimmt. Die hergestellten Waren reichen von einfachen Schrauben über Kunststoffteile, landwirtschaftliche Geräte, Guß-Armaturen bis hin zu Kesseln und Behältern. Besonders zu erwähnen sind hierbei die bekannten Outbus-Schraubenwerke in Mühlenrade, die Maschinenfabrik Gerber in Bodmich, sowie die Landmaschinenfabrik in Audorf (Röder) und die in Steinhorst angesiedelte Firma Heideform Kunststoffwerke. Die in Audorf anschließende Schmalspurbahn Arnstedt - Melaune sorgt ebenfalls für erhebliches Frachtaufkommen. Die Regelspurwagen können über eine Rollwagenrampe in Audorf direkt auf die Schmalspurbahn übergehen.
Vorgesehen ist die Besetzung der Bahnhöfe Ostende, Bodmich, Mühlenrade und Audorf (Röder) mit Fahrdienstleitern. Besonderheiten des Güterverkehrs: Entsprechend der Struktur unseres gedachten Einzugsgebietes verkehren spezielle Züge mit speziellen Aufgaben. Die Stückgüter werden in (Achtung Amtsdeutsch !) "geschlossenen Frachtstückgüterwagen" (Gsw) den Bahnhöfen Bodmich, Mühlenrade, Audorf (Röder), Davidsthal und Melaune zugestellt. Dies erfolgt auf dem Weg zu den einzelnen Bahnhöfen als sogenannter "Ortswagen" (Ow); ein Wagen also, der nur Stückgüter für seinen Zielbahnhof enthält. In umgekehrter Richtung verkehrt der Gsw als "Umladewagen" (Uw). Dieser enthält Ladungen für alle Ziele, die im Stückgutverkehr angefahren werden; die verschiedenen Ziele werden an den Umladestellen (hier Ostende Hauptgüterbahnhof) auf die nächsten Züge in die entsprechende Zielrichtung verteilt. Verteilt werden die Gsw mit unserem Ne 62800; eingesammelt werden die Gsw aus Davidsthal, Melaune und Audorf (Röder) mit dem Pto 4303mG und die Gsw aus Mühlenrade und Bodmich mit Ng 67801.
Für die Verarbeitung der auf unserem Arrangement erzeugten Milch zeichnet die Zentralmolkerei Steinhorst verantwortlich. Hierzu versenden die Bahnhöfe Audorf (Röder) und Bodmich Frischmilch in Kühlwagen an Steinhorst. Die leeren Milchkühlwagen für Audorf werden im Laufe des Tages mit den Übergaben 67912 und 67914 bereitgestellt. Die leeren Milchkühlwagen für die Versender in Bodmich erhält Bodmich aus der Übergabe 67813. Die beladenen Milchwagen werden von Audorf (Röder) nach Steinhorst mit der Übergabe 67811 und von Bodmich nach Steinhorst mit Pto 4302 befördert. Somit ergibt sich ein Kühlwagenumlauf als Binnenverkehr aus mindestens zwei, besser jedoch drei Wagen, damit in Steinhorst mehr Zeit für die Entladung zur Verfügung steht. Verladen wird an der Ladestraße in Steinhorst. Es gibt keine besonderen Zugverbindungen für den Versand der Milchprodukte, nur für den Versand der Rohmilch. Wagenladungen mit Milchprodukten werden wie normale Wagenladungen behandelt.
Die in den Vorjahren erfolgreich begonnene Viehzucht in Audorf (Röder) sowie in Steinhorst und Bodmich zeigt Erfolge, deswegen müssen entsprechende Verbindungen für die Viehtransporte zu den Schlachthöfen via Ostende Rangierbahnhof eingelegt werden. Hierin wird der Viehtransport aus Davidsthal integriert. Die Viehwagen können wahlweise nach Absprache der Bahnhofs-Eigner eingesetzt werden. Es ist zwar nicht jeder Tag Viehmarkt, aber die entsprechenden Züge fahren täglich. Der morgendliche Ne 62800 führt Leerwagen-Gruppen für die Bahnhöfe Bodmich, Audorf (Röder) und Davidsthal. Steinhorst erhält seine(n) leeren Viehwagen über Pto 4300mG. Wenn keine entsprechenden Frachtaufträge der Güterabfertigung Ostende vorliegen, bleiben die Gruppen leer! Der Versand der beladenen Viehwagen erfolgt mit N 3401mG, wobei die Übergabe 67813 als Zubringer der beladenen Steinhorst-Wagen bis Bodmich dient. Die Reihung nach Güterzugbildungsvorschrift ist daher für Übergabe 67813 zwingend notwendig, damit die Übergangszeit in Bodmich im Rahmen des vorgegebenen Aufenthaltes von N 3401mG bleibt.
So weit Martin zum Grundsätzlichen; man sieht sogleich: Hier ist mit viel Überlegung geplant worden!
Aber nicht nur das "WAS" wurde (in alter Tradition) beschrieben, sondern Martin gab auch den Hinweis: "Wie immer, gibt es auch einige knifflige Situationen zu meistern". Hierzu hieß es dann:
Bahnhof Steinhort mittags (Anmerkung des Verfassers: Wer Steinhorst kennt, der weiß wie wichtig dies für unerfahrende Zugmannschaften sein kann): Übergabe 67811 hat viel zu tun, deswegen gibt es planmäßig keine Störung durch Kreuzungen o.ä. Diese Übergabe stellt einerseits die beladenen Milchkühlwagen aus Audorf (Röder) zu, sowie evtl. sonstige Frachten für Steinhorst, die aus Übergängen H0e stammen können. Außerdem muß der leere Kühlwagen für Bodmich und die beladenen Viehwagen für den Übergang auf N 3401mG wieder mitgenommen werden. Folgende Manöver sind denkbar:
Anmerkung des Berichterstatters: Wer Steinhorst kennt, weiß: Selbst erfahrene Rangierleiter können sich hier "festrangieren" bis nichts mehr geht; insofern sind solche Hinweise angebracht, hilfreich, auch wenn die Vermutung nahe liegt: Haben das alle gelesen/verstanden?
Mühlenrade nachmittags: Um 17:30 kommt als erste Übergabe 67912 aus Steinhorst zurück. Nach der Einfahrt auf Gleis 2 setzt die ganze Einheit nach Gleis 3 um und wartet auf Übergabe 67814 aus Bodmich, die dann ebenfalls nach Gleis 2 einfährt. Falls Gruppe 1 in Übergabe 67814 vorhanden, wird diese Gruppe auf Gleis 3 umgestellt, direkt vor die Lok von 67912. Danach fährt das Triebfahrzeug der Übergabe 67814 zum Schuppen zur Abholung des Gsw. Triebfahrzeug des 67912 schiebt derweil die Gruppe 1 aus 67814 in das Bereitstellungsgleis 33, setzt zurück nach Gleis 3, hängt seinerseits seine eigenen Gruppen 4 und 5 dort ab, und setzt dann um nach Gleis 2, hängt dort die stehen gelassene Gruppe 2 aus 67814 an und ist damit abfahrbereit als Übergabe 67914. Triebfahrzeug 67814 hat in der Zwischenzeit den Gsw vom Schuppen abgezogen und läuft ihn über die kurze Umfahrung (W4, W5, W6, W10) um und setzt über Weiche 1 nach Gleis 3 an die stehen gelassenen Gruppen 4 und 5 von 67912. Die Gruppe 4 wird ebenfalls nach Gleis 33 gedrückt und bleibt dort bis zum nächsten Tag. Anschließend werden evtl. Wagen für Ostende aus Gleis 31 abgeholt, umgesetzt nach Gleis 1 und damit ist die Abfahrt für Ng 67801 vorbereitet.
Soweit meine Zitate aus Martins Vorabinfos an die Fahrdienstleiter/Zug-Personale. Daraus wird deutlich, wie viel Mühe man sich mit Planungen geben kann; und genau das ist es, was ich am Hottelner Treffen schätze: es wird möglichst wenig dem Zufall oder der Erfahrung der Mitstreiter überlassen; das kommt dem Betrieb positiv zu gute.
Am Rande des Treffens wurde im Foyer wieder "geratscht und geplant (sah ich Bickburg als zweigleisigen Bahnhof ???), bis der Arzt kam" und am Sonnabend bot die Firma Luck RP25-Radsätze an. Das sollte Folgen haben. Die Radsätze der Firma Luck gefallen dem Berichterstatter übrigens ausnehmend gut, Güterwagenmodelle der Firma KLEIN bekommen mit ihnen eine Laufkultur, die z.B. durch Weinert-RP25-Radsätze nicht zu erreichen ist. Ähnliches gilt für PIKO-Wagen.
Nun zu den oben genannten Folgen: So um Mitternacht hatte Bernd Gerlach seine 110 frisch erstandenen Luck-Radsätze in seine Wagen eingebaut; damit nicht genug, er stellte ALLE zu einem langen Zug, eben 110 Achsen, zusammen und rauf auf die Stecke. Daß dieses Monster (der Zug, natürlich nicht Bernd!!) dann in Audorf (Röder) umsetzen konnte, das wurde mit viel Gejohle begleitet und natürlich dokumentiert (für Roland, den Bahnhofs-Besitzer). Ja, wir hatten unseren Spaß!
Nachdenklich gemacht hat mich eine Diskussion um "Groß-Treffen". Es gibt wohl Stimmen, die durchaus die Betriebs-Probleme bei Treffen wie Garbsen, Meine oder Oldenburg sehen (Konzentration auf zwei Großbahnhöfe bei solchen Treffen) und die die Folgen (ganz wenig Verkehr auf Nebenästen) mit Sorge verfolgen. Auch Hauptbahnbetrieb auf eher kleinen Bahnhöfen (mindestens alle 10 Minuten ein Zug) ist eine "Ramba-Zamba"-Folge, die nicht jeder mag. Schließlich kann man dann nicht mehr "vernünftig" rangieren, hat Streß mit Zugmeldungen, etc. Warten wir die Entwicklung ab.
Obwohl ich wieder einmal aus "familiären Gründen" nur als "Eintagsfliege" am Sonnabend dabei sein konnte, fuhr ich am Sonntagmorgen in dem Bewußtsein gen Hamburg, bei einem sehr guten FREMO-Treffen dabeigewesen zu sein. An die Mannschaft um Martin Meiburg herum herzlich Dank dafür!
Text: Helmut Küpers