FREMO-Treffen im Straßenbahnmuseum Wehmingen, 2003

Wie auch in den beiden Vorjahren fand vom 04. April bis zum 13. April 2003 ein über zwei Wochenenden sich erstreckendes Regionaltreffen im Hannoverschen Straßenbahnmuseum (Sehnde-Wehmingen) statt. Verpflichtet wurden wieder bewährte Module: Schattenbahnhof Ostende, Bahnhof Bodmich, Bahnhof Mühlenrade, Bahnhof Hornhausen, Bahnhof Carstorf und neben einigen anderen Modulen natürlich eine ganze Reihe der Balimos. Da es sich in den vergangenen Jahren bewährt hatte, wurde wieder ein spiralförmiger Aufbau gewählt.

Arrangementplanung für Wehmingen 2003
nicht beschriftet ist der Bahnhof Carstorf am linken Bildrand

Ein Tag im Jahr 1972, nachgespielt auf dem Wehminger Regionaltreffen

Nun, das ist sie also, die "runderneuerte" V60" denkt sich Lokführer Martin M., als er auf die 260 596-2 vom Bw Wuppertal-Steinbeck zugeht. Man sieht ihr auch schon den harten Einsatz an, aber was soll's, ist ja auch schon 12 Jahre im Einsatz. Und immer noch besser als der Dienst auf einem "Bumser" (zur Erläuterung: damit meinten die Steinbecker die BR V36). Heute steht als erster Dienst der Ne 62800 auf dem Programm. Das ist der Naheilgüterzug, der die Eilfrachten von Ostende Rbf (OND) zu den Betriebsstellen Bodmich (BDM), Mühlenrade (MRD) und Carstorf (CRF) befördert. "Na, was haben wir denn heute so dabei?" Der Fahrdienstleiter (Fdl) Ostende begrüßt ihn zum Dienst schon mit der Mappe der Wagenpapiere. Es wird einmännig gefahren, also heißt es, erstmal zu prüfen, was einem denn so angehängt wird: "Heute mit Viehwagen für Carstorf" ruft Stefan B. vom Stellwerk Ostende Rbf runter. "Woll'n do ma sehn, ob dat alles seine Rischtischkeit hat, ne!" entgegenet Martin. Der Zug scheint schon fertig gebildet, jetzt gilt es die Wagennummern erstmal mit den beigegebenen Wagenkarten zu prüfen: sind für alle Wagen Karten vorhanden? Sind es auch die richtigen Karten? Und, noch viel wichtiger: stimmt die Reihenfolge der Wagen laut Güterzugbildungsvorschrift (GZV)? Schließlich hat man ja heute nicht mehr allzuviel Zeit, in den Bahnhöfen wild 'rumzurangieren, da sollen die Wagen schon so stehen, wie sie am Besten gebraucht werden. Also, getreu dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle... Gut: alle Wagen richtig "bezettelt"; erste Gruppe ist der tägliche Stückgutwagen nach Bodmich. "Klar, der Güterschuppen in Bodmich ist am Besten von der Zugspitze durch einfaches Zustellen zu erreichen." denkt sich Martin, dafür ist ja auch nicht allzuviel Zeit im Fahrplan vorgesehen. Die restlichen Wagen sind auch alle richtig einsortiert. Zum Schluß noch die Kontrolle der Last: laut Plan sollen es maximal 16 Achsen sein; heute sind es nur 14, also leichtes Spiel für die 260, die sowieso gerade aus dem AW Gräler kommt und dort mit neuen Rädern und Fahrwerk ausgerüstet wurde. "Jouh, alles klar" ruft Martin dem Fdl Stefan zu. Stefan hat schon den Ne 62800 an den Fdl Bodmich angeboten, der auch schon seine Zustimmung mit der Annahme des Zuges signalisiert hat. "Ist ja auch der erste Zug heute, also dürfte einer Abfahrt nichts mehr entgegenstehen" brummt Martin, aber er weiß als alter Bahner natürlich, daß Sicherheit Vorrang hat. Stefan gibt die Ausfahrt frei und los geht's.

Im Nachbargleis macht sich gerade Bernd W. als Zugführer des Ng 66100 daran, die gleiche Prozedur der Wagenpapierkontrolle durchzuführen, während Dieter R. es sich auf der 211 272-0 vom Bw Dieringhausen einrichtet. Die Kollegen werden in etwa einer Stunde folgen, um die Frachten, die nicht so eilig sind, auf dem Arrangement zu verteilen. Ein kurzes Aufflammen der Spitzenbeleuchtung und ein gehobener Arm zeigen den Lokführergruß, der unter guten Kollegen üblich ist. Martin läßt das Licht gleich an, denn es geht sofort durch den Ostende Tunnel an's Licht des Geschehens. "Na die beiden können sich wenigstens was erzählen" denkt Martin, aber er weiß, daß die zwei Leute auch erforderlich sind, da im Laufe des Tages der Ng 66100 auch Frachten für Hornhausen befördert und diese per Sperrfahrt von Carstorf aus zugestellt werden. Da ist dann viel zu tun, weil dort kein örtliches Personal vorhanden ist.

Der Fauli unter der Haube der 260 merkt kaum die Last der 14 Achsen. Die Stückgutwagen sind sowieso nie voll beladen und die Viehwagen sind leer, da sie bereitgestellt werden müssen, um die in Bodmich und Carstorf verkauften "Viechereien" abzutransportieren. Vorbei am Einfahrsignal Ostende geht es zügig nach Bodmich, wo die Einfahrt schon gezogen ist. Es geht nach Gleis 1, da von hier aus das Schuppengleis am einfachsten zu bedienen ist. Der Fdl Bodo M. steht schon am Bahnsteig bereit, um das Rangiergeschäft zu besprechen. "Moin Martin, was gibts denn heute schönes?" begrüßt Bodo den zum Halt gekommenden Ne 62800. "Na, das übliche! Einmal Stückgut und einmal leeres Vieh" ruft Martin ihm zu und reicht ihm die Wagenpapiere. Das Schuppengleis ist leer. "Ok!" Bodo überprüft kurz die Wagennummern mit den Papieren, kuppelt derweil den Ortswagen mit dem Stückgut (Gsw) ab und gibt als Rangierleiter die Order an Martin: "vorziehen und über Weiche 6 und 7 nach Ladegleis West und von dort zum Schuppen. Stellen der Weiche gilt als Rangierauftrag!" "Verstanden, über 6 und 7 zum Schuppen" wiederholt Martin knapp; die Vorgehensweise ist eingespielt. Der Wagen wird zugestellt, abgehängt und die Lok fährt nach kurzer Zustimmung von Bodo wieder zurück an den Zug. "So, jetzt den leeren Viehwagen über Weiche 1 und Ladegleis Ost an die Rampe, zustellen und selbständig wieder zurück!" Martin weiß, daß zu dieser Zeit kein anderer Zug im Bf Bodmich zu tun hat; deswegen wird auch gerne mal etwas "salopper" gefahren. Aber zur Bestätigung, daß seine neue Order richtig verstanden ist, wiederholt er dies auch kurz: "verstanden, über 1 nach Rampe und zurück!" Bodo nickt, und schon rollt die 260 los. Nachdem auch dies erledigt ist und Martins 260 wieder am Zug steht, ist die planmäßige Abfahrtszeit auch schon gekommen. Bodo tritt an den Bahnsteig: "Mühlenrade hat dich angenommen, Abfahrt!" Weiter geht's.

"Na, das Einfahrsignal A ist ja noch zu, der Kollege noch nicht wach?" Das Rätsel löst sich nachdem Ne 62800 in Mühlenrade an der Haltetafel in Gleis 1 zum Stehen gekommen ist. Der Fdl Mühlenrade hat den Ne 62800 am Einfahrsignal gestellt, weil er um die Sicherheit der Reisenden besorgt ist, die auf den hier kreuzenden Pto 4301 warten. Der Fahrplanplaner hat diesen nämlich auf Gleis 2 einfahren lassen, damit es Ne 62800 einfacher hat, seinen Gsw von Gleis 1 an den Schuppen zu stellen. Leider hat das zur Folge, daß kurz vor der Abfahrtzeit von Pto 4301 der Ne 62800 über den Übergang von Bahnsteig 1 nach Bahnsteig 2 fährt; und das muß er natürlich vorsichtig machen. Michael D. als Fdl Mühlenrade gibt mit ZP 9 (Kelle) den Abfahrauftrag für Pto 4301, der heute aus einem dreiteiligen 798/998 Gespann besteht, nicht ohne vorher mit dem HET (Hilfseinschalttaster) die Signalanlage des Bahnübergangs einzuschalten. Während die beiden Büssings des 798 ihre Knattermelodie in den frühen Morgen blasen, hat Martin den Gsw bereits abgehängt; heute mal eine alte Leig-Einheit, da Mühlenrade zwar nicht soviel Stückgut im Empfang hat, aber diese großräumige Transportmöglichkeit für den abendlichen Versand der vielen Kleingüter der Mühlenrader Industrien hervorragend geeigneet ist. Besonders die Firma Outbus-Schrauben versendet nahezu in alle Welt ihre bekannten Außensechskantschrauben, während Küken & Hähnel seine Kleinarmaturen nahezu an jeden Handwerksbetrieb in Norddeutschland liefert - alles noch per Bahn. Diese Leig-Einheit wird abends als sogenannter Umladewagen (Uw) zum Hgbf Ostende befördert, wo dann die einzelnen Frachten auf andere Stückgutwagen umgeladen werden. Diese gehen dann als Direktverbindungen zu anderen Hgbf'en oder, bei hohen Frachtaufkommen, auch direkt als Ortswagen (Ow) zu den Empfangsbahnhöfen. Michael kommt vom Bahnsteig rüber, übernimmt kurz prüfend die Papiere der Leig-Einheit und gibt dann die Order: "Ok, über Weiche 20/21 an den Schuppen". "Verstanden, über 20/21 zum Schuppen" bestätigt Martin. Die meisten Weichen in Mühlenrade sind ortsgestellt, so daß Michael beim Stellen der Weichen hilft, damit Martin nicht immer wieder von der Lok runter muß. Nachdem auch dieser Rangierauftrag erledigt ist, Martin die Lok wieder vor den Zug gesetzt hat, Michael den Ne 62800 dem Fdl Carstorf angeboten hat, dieser angenommen hat, die Schranken des Bahnübergangs sich geschlossen haben, kann Michael auch hier die Kelle heben und Martin macht sich auf dem weiteren Weg nach Carstorf.

Vorbei an neu und schön gestalteter Landschaft von Ralf G. muß Martin schon bald wieder den alten Knorr bemühen: vor Hornhausen befindet sich ein unübersichtlicher Bahnübergang, der nur mit 15 km/h befahren werden darf. In Hornhausen hat außerdem die Bahnmeisterei (Bm) gerade frisch die Weichen ausgewechselt, das Schotterbett liegt noch nicht richtig fest. "Sieht richtig gut aus" denkt sich Martin und dreht den Leistungsregler weiter auf, denn Hornhausen wird vom Ne 62800 nicht angefahren. Die Frachten dafür machen, wie schon erwähnt, die Kollegen vom Ng 66100. Durch den Balimo-Einschnitt hindurch weitet sich die Landschaft und die BoMi-Ebene gibt die Sicht auf das Einfahrsignal Carstorf frei. "Zwei Löffel; also langsam rein". Der Knorr legt die Klötze wieder an die Räder und Ne 62800 rumpelt langsam durch das Weichenvorfeld von Carstorf. Carsten H. als Fdl übernimmt die Papiere und gibt dann kurze Anweisung: " Den Gsw an den Schuppen, aber aufpassen auf das Ladegeschäft am Ladegleis! Danach umsetzen über Gleis 3 hinter den Viehwagen und diesen zur Rampe schieben. Die warten schon auf Dich!" Martin wiederholt die Anweisung und sieht beim Vorziehen schon die Leute auf der Viehrampe; die Gatter scheinen aber noch leer zu sein. Also alles mit der Ruhe! Bei der Eisenbahn kommt Sicherheit vor Pünktlichkeit, das war immer schon so! Auf der Ladestraße herrscht Hochbetrieb: ein langer Sps steht dort und wird mit Holzstämmen beladen. "Merkwürdiger Wagen" denkt sich Martin, "muß wohl ein früher Prototyp sein". Wie dem auch sei, es wird eng. Damit die Weiche zum Schuppen umgelegt werden kann, muß Martin den Sps ein wenig wegschieben. Das hält natürlich auf, da zuerst das Ladegeschäft vorrübergehend eingestellt und der Wagen anschließend wieder richtig hingestellt werden muß. "Das geht alles von meiner Pause ab" schimpft Martin nicht ganz im Ernst mit Carsten. "Das hättet Ihr doch auch mit Eurer Köf machen können!" "Na, reg Dich ab Kollege" schmunzelt Carsten. "sieh mal zu, daß Du auf die andere Seite kommst, ich hätte da nämlich noch was für Dich!" "Ach ja? Das ist ja ein Streß hier!" entgegenet Martin und lacht. "Also: über Weiche 7 und Gleis 3 bis hinter Weiche 1 und von da zurück zum Vieh. Stellen der Weiche gilt als Rangierauftrag" ruft Carsten auf die Lok 'rauf. Martin gibt nur kurz Zeichen, daß er verstanden hat. Er weiß auch so, was jetzt noch zu tun ist. Carsten muß natürlich jetzt aufpassen. Er darf wirklich nur die Rangierstraßen so einstellen, daß die direkt vor der Lok befindliche Weiche auch als letzte gelegt wird. Sonst könnte das zum Aufschneiden von Weichenzungen führen. Nachdem der Viehwagen an der Rampe steht kommt Martin mit seiner 260 wieder zurück nach Gleis 1 und freut sich auf einen Kaffee in der Bude von Carsten. "einen hab ich noch!" sagt Carsten. "Die P-Garnitur für N 5201 muß noch aus dem Bw geholt und auf Gleis 2 bereitgestellt werden." "Ich hoffe, Dein Kaffee ist schon fertig!" entgegenet Martin "dann bleibt ja wirklich kaum Zeit für'n Päuschen. Wieder über Weiche 7 und Gleis 3?" Carsten nickt. Martin dreht auf, die 260 hat's jetzt etwas eiliger. Kaum daß die Weiche 7 gestellt ist, bewegt sich die 260 auch schon wieder und röhrt über Gleis 3 mit wehender Abgasfahne dem Bw entgegen. Gottseidank stehen hier die Weichenverbindungen noch vom Vortag, als der N 5202 seine Garnitur in's Bw 'reingeschoben hat. Also nur einfaches Ankuppeln und los - aber wieweit? "Hm," denkt Martin "wenn ich nach zwo soll, stelle ich mich mal hinter Weiche 3. Wenn sich die Zungen dann bewegen, soll's wohl über Weiche 3, 2 und 1 nach zwo gehen." Nun ja, eingespielte Bahner verstehen sich auch so und genauso passiert's. Die Garnitur wird an Gleis 2 bereitgestellt. "So", ruft Martin rüber zu Carsten, "jetzt hab' ich mir den Kaffee aber verdient!" "Naja," entgegenet Carsten und schwenkt schon die Kanne, "ich sollte Dir vielleicht sagen, daß Du den N 5201 heute zurück fährst." "Was?" Martin steht das Fragezeichen im Gesicht geschrieben, "mit der 260? Was hat der Fahrplaner sich denn dabei gedacht? Nur gut, daß wir Sommer haben." Die 260er haben nämlich keine Heizleitung. "Was weiß ich, unsere Direktion will das halt so!" entgegenet Carsten. "Setze also nochmal über Weiche 3 um und dann kannste 'ne Tasse Kaffee schlürfen!"

So ging der Tag weiter und andere Tage machten dann noch Zeitsprünge in die 50er und 60er Jahre mit den dann typischen Triebfahrzeugen. Insgesamt wurden einige Fahrpläne durchgespielt, jeder kam auf seine Kosten auch an diesem relativ kleinen Arrangement mit relativ wenig Betrieb. Nur kalt war's, aber das war nach einhelliger Meinung das einzige Manko an diesem Zwei-Wochen-Treffen.

Text: Martin Meiburg (MMM)

260 596 mit Ne 62800 überquert den Fluß vor Ostende 
(Foto: Martin Meiburg) 260 596 wartet mit dem Ne 62800 vor dem Einfahrsignal A des Bahnhofs Mühlenrade 
(Foto: Martin Meiburg)
260 596 passiert mit dem Ne 62800 einen Bahnübergang 
(Foto: Martin Meiburg) 260 596 unterwegs mit dem Ne 62800
(Foto: Martin Meiburg)

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Stand: 27. April 2003.